LIGURISCHES MEER / SEGELN MIT DER STAR CLIPPER


Legen Sie diesen Reisebericht ruhig auf den Stapel der noch offenen UrlaubswĂĽnsche. Irgendwann wird dieser Traum bestimmt wahr.
Eine Weile dauert es schon, wenn Sie von Deutschland aus nach Cannes fahren. Vor der Stadt im sonnigen Mittelmeer liegt eines der schönsten Segelschiffe der Welt und die Crew wartet auf Sie, denn Sie stehen ja schliesslich auf der Passagierliste!
Wenig später setzen Sie per Beiboot vom Hafen in Cannes zur Star Clipper über. Das ist ein 115 Meter langer Grosssegler für 170 Passagiere und 70 Besatzungsmitglieder. 21 Segel an 4 Masten mit 3365 qm Segelfläche werden Sie eine Woche lang übers Meer tragen während Sie aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.
Zu Beginn suchen Sie bestimmt als weitgereister Kreuzfahrer oder einer der es noch werden möchte, einen Steward, der Ihnen Ihre Kabine zeigt. Hm, diesen freundlichen Services gibt es nicht! Die Crew hat beim Passagierwechsel noch wichtigere Dinge zu tun, als die Gäste an die Hand zu nehmen. Immerhin ist es die Sport-Crew, die uns an Land in Empfang genommen hat! Der echt seemännische Charakter eines Segelschiffes kommt hier also schon sehr deutlich zur Geltung.

Schliesslich wollen wir nicht auffallen und finden nach einem kleinen Umweg unsere geräumige Kabine. Sie hat natürlich keinen Balkon aber ein Bullauge, welches sich später als Blick in eine Waschmaschine darstellt ;-)
Am nächsten Morgen stehe ich um 7 Uhr an Deck. Ja, es gibt nur eines!! Hier wird schon gejoggt, geraucht, Kaffee getrunken und auch gearbeitet. Die Gäste an Bord sind international und unser Reiseleiter spricht unter anderem deutsch; das wäre also auch geklärt und wir sind beruhigt.
Die Crew selbst besteht aus 35 Nationalitäten, wobei der Kapitän ein Hamburger ist, der nautische Offizier ein Ukrainer, der technische Offizier ein Inder usw. Mit jedem Crewmitglied könn(t)en wir ein Schwätzchen machen wenn wir uns der englischen Sprache bedienen. Ganz spannend ist es wenn sich ein Offizier zu uns bei den Mahlzeiten an den Tisch setzt, dann ist small talk in Englisch unumgänglich. Es lohnt sich unbedingt, sich darauf einzulassen. Sie sitzen sicher, zur Entspannung von anstrengender englischer Konversation, zur nächsten Mahlzeit an einem anderen Tisch mit anderen Nachbarn.

Übrigens: Wir ankern ja schon eine Weile vor der Insel Porquerolles zwischen dem französischen Festland und diesem autofreien Eiland. Mit einem anderen Pärchen haben wir uns zu einer Radtour verabredet. Die Tenderboote der Star Clipper pendeln für unsere Insel-Ausflüge bis zum Abend ständig hin und her.
Am nächsten Tag erwartet uns echtes Segelwetter und einige Segel sind gesetzt durch unsere Muskelkraft! Der Kapitän sorgt durch seine begeisterten Erklärungen schon dafür, dass wir einfach zupacken müssen, grossartig! Es ist spannend, festzustellen, dass der Antriebsmotor nicht mehr läuft – wir segeln wie ein Traumschiff! Ein Privatjet ist auf dem Weg übers Mittelmeer und dreht eine Ehrenrunde über uns. Die Fähre vom französischen Festland begegnet uns und wir grüssen hinüber. Die Sport-Crew bietet uns das Klettern bis in den Mastkorb an, genügend Liegen stehen zwischen den Leinen und der Reling zum Faulenzen bereit, zwei Schachspieler finden sich in der Bar an Deck zum Match und diese Aufzählung beweist: Das Bordleben ist in vollem Gange.
Ich könnte mir zwar in der Bibliothek ein Buch holen, aber dem Steuermann über die Schulter zu schauen, ist doch viel interessanter für mich.

Sardinien empfängt uns nicht gerade fürstlich, denn es regnet und die See ist aalglatt. Kein Promi empfängt uns – sie haben sicher mit sich selbst zu tun. Selbst die Schicki-Micki-Cafe´s sind leer. So lassen wir uns dort nieder, denn wir kommen ja schliesslich von unserer Yacht da draussen und gehören einfach dazu!
Vor dem Essen an Bord entwickelt sich an der Bar an Deck zwischen uns und zwei Offizieren ein Sprachkurs in Englisch und Russisch. War das ein Spass mit den uns schon vertraut gewordenen Menschen!
Am nächsten Tag steht als Ziel die Südspitze Korsikas auf dem Programm, also Bonifacio. Das Wetter ist prächtig und ganz mutige Passagiere trauen sich, vorn am Bug ins Netz zu klettern. Es wird die reinste Fotosession daraus mit viel Spass zwischen Amerikanern, Franzosen, Italienern, Luxemburgern, Schweizern, Briten und Deutschen.
Ganz anders ist die Stimmung beim Einlaufen in den grossen Naturhafen von Bonifacio. Immerhin müssen die grossen Kreuzer draussen bleiben – nur WIR passen da hinein und präsentieren uns vor den Schaulustigen, die hoch oben auf dem Felsen unserer präzisen Einfahrt zuschauen. Dem fachmännischen Dialog zwischen dem Lotsen und dem Steuermann hören und sehen wir gespannt zu. Die kleine Gangway zum Hafen hinunter schreiten wir genüsslich herab. WIR sind die Passagiere dieses wundervollen Schiffes, welches auf einer zurechtgestellten Tafel vorgestellt wird.
In der Nacht machen wir die Leinen los, vollführen eine spektakuläre Wendung im engen Hafen und segeln gen Norden. Mit Sail away aus den Lautsprechern und Sekt in der Hand verlassen wir wieder mit dem Lotsen den Hafen. Applaus wird ihm gespendet, denn wir haben alles live miterlebt.
In der Bucht von Calvi ankern wir am nächsten Tag und haben freie Zeit zum Baden und Bummeln. Weit hinten am Strand ist eine Schlauchboot-Haltestelle für uns zum Schiff eingerichtet. Das passt doch wunderbar zu unserer Spazierstrecke am Strand.
Während sich abends ein Gewitter über Korsika aufbaut, bereitet die Crew ihren Abschiedsabend für uns vor. Das Spiel des Kapitän`s auf dem Akkordeon als Programmpunkt stufe ich höher ein, als irgendeinen engagierten Künstler – das ist wahres Segelschiff-Erleben.
Die Reise geht weiter nach St. Tropez. Wir legen uns an den Strand nachdem wir die Kreditkarten beim Shoppen gezückt und wieder eingesteckt haben. Unser Schiff reiht sich beim Einlaufen in die Bucht von St. Tropez zwischen die mondänen Yachten ein und schneidet recht gut ab, denn unsere grosse Segelyacht ist wirklich etwas Besonderes.
Nach dem Aufenthalt in dieser aufregenden Stadt, beschliesse ich, es noch einmal mit dem Schlafen an Deck zu probieren. Und tatsächlich: Während wir wieder auf dem Weg nach Cannes sind, habe ich es mir auf einer Liege draussen an Deck bequem gemacht und sehe die Lichter der Stadt langsam verschwinden. Die Erinnerung an diesen Segeltörn zwischen Frankreich und Sardinien wird ewig bleiben.

Technische Daten:
Tonnage: 3,092
Tiefgang: 5,6 m
Besatzung: 70
Passagierkapazität: 170
Länge: 115,5 m
Breite: 15 m
Segelfläche: 3,365 qm
Flagge: Luxemburg
Maschine: 12-Zylinder Caterpillar diesel single propeller

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